von Gabriele Oettermanm
Wir schreiben das Jahr 1981: In Kassel gibt es einen kleinen Demeter-Laden, der seine Lebensmittel jede Woche aus ganz Hessen zusammensammelt. In der sozialpädagogischen Einrichtung „Kleiner Wagen“ sind der Einrichtungsleiter Klaus Huneck und der junge Demeter-Bauer Michael Oettermann mit Renovierungsarbeiten beschäftigt. Da sagt Klaus Huneck zu Michael Oettermann: „Wir brauchen unbedingt einen Demeter-Hof hier in der Nähe.“ Gesagt, getan! Klaus Huneck lädt zum ersten Initiativtreffen in der Waldorfschule Kassel ein. 120 Menschen kommen zusammen und lassen sich von der Idee begeistern.
Mit zwei erfahrenen Bauern vom Dottenfelderhof werden mögliche Kaufobjekte gesichtet und gleichzeitig wird über die Rechtsform nachgedacht. Der neue Hof soll in gemeinnütziger Trägerschaft gekauft werden und dann langfristig der Demeter-Landwirtschaft zur Verfügung stehen. Dafür wird der damals schon bestehende Ökologische Landbauverein Nordhessen e.V. gewonnen.
Am 30. August 1981 wird der Kauf des heutigen Eschenhofes beschlossen. Ein Großteil der Kaufsumme kommt als bedingte Schenkung von der Gemeinnützigen Treuhandstelle in Bochum. Die Bedingung heißt: Der Hof wird biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Etwa ein Viertel der Kaufsumme wird aus Spenden an den Verein bestritten.
Von den anfangs 120 Menschen aus dem Initiativkreis erklären sich 60 Menschen bereit, für die Kosten der Umstellung des Betriebes mit aufzukommen. Am 1. März 1982 wird mit der Arbeit auf dem Eschenhof begonnen. Im Laufe der Jahre kann der Verein zu den anfangs 17 ha Eigenland weitere 33ha dazu erwerben. Davon wurden 2021 10ha an das Allmendeland-Projekt weiterverkauft. Sie stehen aber nach wie vor langfristig dem Eschenhof zur Bewirtschaftung zur Verfügung. Weitere 130 ha sind aktuell von Nachbarn gepachtet, sodass im Ganzen zurzeit ca. 180 ha bewirtschaftet werden.
1995 wurde der neue Kuhstall gebaut und danach der erste Hofladen eingerichtet. Später wurde der alte Kuhstall zur Käserei umgebaut und zuletzt die große Halle zur Lagerung von Getreide und Kartoffeln errichtet.
Mit dem Wachstum in alle Richtungen wuchsen auch die Vielfalt der hofeigenen Lebensmittel und damit auch der Umfang der Direktvermarktung. Es ist Sophia Seidls Initiative zu verdanken, dass wir seit 2018 endlich auch eine SoLaWi haben. Dieser Impuls knüpft ganz an die Ursprungsidee des Hofes an: „Gemeinsam mit den ‚Verbrauchern‘ die Verantwortung und das Risiko für die Art und Weise des Umgangs mit unserer Lebensgrundlage, dem Landbau zu tragen.“
Heute arbeiten auf dem Hof etwa 25 Menschen; davon knapp die Hälfte in Vollzeit.